| Zeitliche Einordnung: Dieser Blogbeitrag wurde vor dem Release von ChatGPT geschrieben.
Auf Knopfdruck kreativ sein. Genau das wird im Job oft von einem erwartet, ist aber leichter gesagt als getan. Es sei denn, man arbeitet mit KI…
Textgenerierende KIs wurden – wie der Name schon sagt – primär entwickelt, um Texte zu generieren. Dabei können sie oft viel mehr.
Denn Text-KIs, die nicht allein auf vorgefertigte Templates setzen, sondern es einem erlauben, freie Aufforderungen an die KI zu formulieren, können im Prinzip alles generieren – auch Ideen.
In dieser Funktion habe ich künstliche Intelligenz schon länger im Einsatz. Für diesen Beitrag habe ich das Ganze aber noch einmal an einem konkreten aber fiktiven Szenario durchgespielt: Ein Brainstorming zu Vermarktungsideen für herzförmige Seife.
Entwicklung von
Kampagnen-Konzepten
Dazu habe ich einfach einmal testweise die Aufforderung „Entwickle 10 Marketing-Ideen, um Seife in Herzform zu bewerben.“ als Content Brief an die KI eingegeben. Der Output war interessanterweise eine Mischung aus tatsächlichen Marketing-Ideen und Szenarien, in denen potenzielle Zielgruppen selbst das Produkt einsetzen könnte.
Auch wenn Letzteres eigentlich nicht dem gewünschten Ergebnis entspricht, sind das dennoch interessante Denkanstöße, die in die Konzeption der tatsächlichen Kampagnen mit einfließen könnten. Auf diesen Gedanken werde ich später noch einmal zurückkommen.
Hier aber erst einmal die Ergebnisse der künstlichen Intelligenz:
1. Verschenken Sie herzförmige Seifen zum Valentinstag.
2. Verwenden Sie herzförmige Seifen als Partygeschenke bei Hochzeiten oder anderen romantischen Veranstaltungen.
3. Stellen Sie Geschenkkörbe mit herzförmigen Seifen und anderen Badeartikeln zusammen.
4. Bieten Sie im Februar, dem Monat der Liebe, Rabatte auf herzförmige Seifen an.
5. Sponsern Sie eine Wohltätigkeitsveranstaltung mit herzförmigen Seifen als Preisen.
6. Gestalten Sie eine Auslage mit herzförmigen Seifen in Ihrem Geschäft oder Ihrer Niederlassung.
7. Verschenken Sie herzförmige Seifen an Kunden, die einen bestimmten Geldbetrag in Ihrem Geschäft ausgeben.
8. Machen Sie herzförmige Seifen zum Teil einer Muttertagsaktion.
9. Arbeiten Sie mit einem Floristen zusammen, um Seifen in Herzform als Teil eines speziellen Valentinstagspakets anzubieten.
10. Veranstalten Sie einen Wettbewerb in den sozialen Medien, bei dem Menschen Fotos von sich selbst mit Ihrer herzförmigen Seife teilen können, um einen Preis zu gewinnen.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass nicht jeder Output immer auch zu gebrauchen ist. Als ich dieselbe Eingabeaufforderung erneut eingesetzt hatte, bekam ich z. B. den Vorschlag: „Werden Sie kreativ und lassen Sie sich etwas Einzigartiges einfallen, um für Seife in Herzform zu werben!“ – Ja, danke für den Tipp. Da wäre ich allein nie drauf gekommen…
Eine andere Idee ging wirklich maximal in die falsche Richtung: „Entwerfen Sie eine Marketingkampagne mit dem Slogan ‚Waschen Sie Ihre Liebe mit unserer herzförmigen Seife weg!‘“ Das veranschaulicht recht gut, wo die Grenzen der künstlichen Intelligenz derzeit noch liegen. Sie kann zwar sehr gut eingesetzt werden, um Denkanstöße zu liefern, aber fertige Konzepte spuckt sie eben noch nicht aus. Und alle Ideen sollten noch einmal kritisch hinterfragt werden.
Zielgruppen mit KI finden
Aber noch einmal zurück zum Thema der Zielgruppenszenarien. Denn hier konnte die KI aus meiner Sicht am meisten glänzen. Ich habe als zusätzlichen Test eingegeben: „Was sind die 10 wichtigsten Zielgruppen für herzförmige Seife?“
Hier der Output an Zielgruppenszenarien:
1. Hochzeitsgäste
2. Jahrestage
3. Valentinstag
4. Muttertag
5. Geburtstage
6. Geschenke zur Genesung
7. Neue Eltern
8. Einweihungen
9. Erste Verabredungen
10. Heimliche Verehrer
Soweit, so erwartbar. Unter den Ergebnissen ist zwar nichts wirklich Bahnbrechendes. Das sind alles Ideen, auf die man auch selbst kommen könnte. Allerdings nicht in der Geschwindigkeit. Denn Jasper brauchte für die gesamte Liste nur etwa 4 Sekunden.
Konzeption von
Werbespots mit KI
Fast noch etwas spannender fand ich die Ergebnisse, als ich die KI aufgefordert habe, mir „10 verschiedene Story-Ansätze für Werbespots zur Vermarktung von herzförmiger Seife zum Valentinstag“ zu entwickeln. Auch darunter fanden sich die erwartbaren Klischees. Aber eben auch durchaus spannende Ansätze.
Beispielsweise: „Eine alleinstehende Frau entspannt sich in einem Schaumbad, mit einem Glas Wein und der herzförmigen Seife. Sie sieht glücklich und zufrieden aus und genießt die Zeit für sich.“ Die Idee, Self-Love zum Thema einer Valentinstags-Kampagne zu machen, und damit genau diejenigen abzuholen, die in der klassischen Kommunikation rund um den Valentinstag nicht angesprochen werden, ist definitiv nicht schlecht. Zumal die Zielgruppe der Singles in dem Zeitraum nicht ganz so stark umkämpft sein dürfte, sodass günstigere Preise in der Online-Vermarktung für diese Zielgruppe zu erwarten sein dürften.
Ein anderer Ansatz beweist, dass Romantik keine Frage des Alters sein muss: „Ein älteres Paar genießt ein romantisches Bad, und die Frau benutzt die herzförmige Seife, um ihren Partner zu waschen. Sie sehen beide glücklich und zufrieden aus.“ Eine aus meiner Sicht wirklich schöne Idee, die ein deutliches Statement setzt gegen eine Werbewelt, die ältere Gesichter noch immer primär für Produkte gegen Rückenschmerzen und Blasenschwäche einsetzt, und damit positiv aus der Masse der Webespots herausstechen kann.
Das Ergebnis ist nur so gut wie die Eingabe
KIs werden zwar immer schlauer, aber eines wird sich so schnell nicht ändern: Die Qualität des Ergebnisses hängt stark ab, von der Qualität der Eingabe. Ist die Eingabe nicht eindeutig genug formuliert, oder enthält sie nicht alle relevanten Informationen, kann die künstliche Intelligenz auch keine Wunder bewirken.
Die Eingaben, die ich in meinen Tests ausgewählt hatte waren – bedingt durch die Fiktionalität des Cases – recht einfach und allgemein gehalten. Idealerweise sollte vor dem Brainstorming eine ausgiebige Recherche zu Zielgruppen und deren Bedürfnissen, Sorgen und Wünschen stehen. Die so gefundenen Informationen können dann wiederum als Input für die KI dienen und ermöglichen eine qualifizierte Bewertung der KI-Outputs.
Fazit
Künstliche Intelligenz ist aktuell keine Alternative zu eigener Kreativität. Jedoch kann sie in Sekundenschnelle Denkanstöße liefern und damit Kreativprozesse deutlich beschleunigen. Insofern würde ich ungern auf künstliche Intelligenz in zukünftigen Kreativterminen verzichten. Bis KI aber menschliche Gehirne im Brainstorming obsolet macht, werden noch einige Jahre vergehen.
Für diesen Test habe ich das KI-Tool Jasper.ai eingesetzt.